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Naturschutzgebiet

Identitätskarte

  • Grundstucksgröße: 18'120.00 ha
  • Country: Schweiz

 

 

Kulturlandschaft

Im Verlaufe der Jahrhunderte, ja Jahrtausende hat der Mensch die Landschaft verändert und geprägt. Er hat Wälder gerodet, den Boden urbar gemacht, Siedlungen und Verkehrswege errichtet. Unsere Landschaft ist zum grössten Teil von Menschenhand geformt, eine Kulturlandschaft. Ursprüngliche Wildnis und unberührte Natur finden wir heute nur mehr im Hochgebirge und in unzugänglichen Schluchten.

Der Albrunpass zuhinterst im Binntal war seit Alters her ein viel benutzter Passübergang. Bei Schmidigehischere in Binn wurden Überreste von keltischen Siedlungen und Gräber gefunden. Und in der Twingi-Schlucht zwischen Ausserbinn und Binn sind die Spuren der alten Römerstrasse noch heute sichtbar.

Ackerterrassen, Mähwiesen, Alpweiden, Wege, Suonen, Trockensteinmauern, Ställe, Scheunen und Alphütten prägen die traditionelle Kulturlandschaft und legen Zeugnis ab vom Fleiss und der harten Arbeit vergangener Generationen. In den Gemeinden des Landschaftsparks ist vieles davon erhalten, werden Felder, Wiesen und Weiden immer noch bewirtschaftet, oftmals unter widrigsten Bedingungen.

Auch die Siedlungen mit ihren dunklen Häusern aus sonnenverbranntem Lärchenholz sind weitgehend intakt. Es gibt – im Unterschied zu anderen Gegenden im Wallis - ganz wenige Bausünden. Die Dorfkerne von Mühlebach, Ernen und Grengiols und die Binner Weiler Schmidigehischere, Wilere und Fäld sind derart schön und gut erhalten, dass sie Eingang ins Bundesinventar der Ortsbilder von nationaler Bedeutung (ISOS) fanden.

Die gegenwärtige Generation ist verpflichtet, möglichst viel von dem wertvollen kulturellen Erbe zu erhalten und an die künftigen Generationen weiterzugeben. Die Erhaltung und die nachhaltige Nutzung der vielfältigen, ästhetisch reizvollen Kulturlandschaft gehören denn auch zu den wichtigsten Aufgaben des Landschaftsparks Binntal.

 

Naturlandschaft

Das Binntal gilt unter Naturkennern als Tal voll verborgener Schätze. Wer mit offenen Augen und gemächlichem Gang durch die Gegend steift, entdeckt manch überraschendes Kleinod.

Zu internationalem Ruf gelangte die Region wegen der Vielfalt an Mineralien, die ihresgleichen sucht. Mehr als ein Dutzend Mineralarten wurden bisher nirgendwo anders auf der Welt als im Binntal gefunden. Einige von ihnen tragen geographische Namen aus der Region, beispielsweise Lengenbachit, Wallisit oder Cervandonit. Die einzigartige Fülle an Mineralien ist darauf zurückzuführen, dass die Binntal-Region aus ganz verschiedenen Gesteinen aufgebaut ist.

Andere Wunder der Natur lassen sich leichter auffinden als die seltenen Mineralien, die meist sehr klein sind und irgendwo im Boden versteckt. Dazu gehören insbesondere die Blumen. Auch hier weist der Landschaftspark Binntal einige besondere Raritäten auf. Auf dem Hügel Kalberweid bei Grengiols blüht Ende Mai die Grengjer Tulpe, die ausschliesslich hier natürlich vorkommt. In der Twingi-Schlucht zwischen Ausserbinn und Binn wächst die seltene Walliser Levkoje. Weiter hinten im Tal leuchtet im Juni der Frauenschuh im lichten Wald. Und im Sommer stösst man im Saflischtal auf die ausgeschnittene Glockenblume.

Wegen seiner natürliche Schönheit und Unversehrtheit und wegen seines ausserordentlichen Reichtums an Mineralien und Blumen wurde das Binntal in das Inventar der Landschaften und Naturdenkmäler von nationaler Bedeutung (BLN) aufgenommen. Die Gemeinde Binn hat in weiser Voraussicht bereits im Jahr 1964 mit Pro Natura (damals: Bund für Naturschutz) und dem Schweizerischen Alpenclub (SAC) einen Schutzvertrag abgeschlossen.

Heute hat der Landschaftspark Binntal die Aufgabe, die vielen natürlichen und naturnahen Lebensräume zu schützen und aufzuwerten.

 

Philosophie

Eine unverwechselbare, majestätische Bergwelt und gepflegte Kulturlandschaften. Das sind einige der Trümpfe der schweizerischen Bergregionen. Doch was soll man daraus machen? Aus dieser Fragestellung entstand die Idee des Landschaftsparks. Der Schutz und die Pflege wertvoller Lebensräume und besonders schönen Landschaften soll mit der wirtschaftlichen Entwicklung verknüpft werden. Die Landwirtschaft, der Tourismus und das Gewerbe sollen von den landschaftlichen Vorzügen profitieren können, diese aber gleichzeitig schonend behandeln. Die Entwicklungsrichtung wird von den Einwohnern des Parks selber gesteuert. Sie werden deshalb aktiv in den Prozess einbezogen. Unter allgemein schwieriger werdenden Rahmenbedingungen helfen die Pärke mit, die wirtschaftliche, soziale und kulturelle Eigenständigkeit unserer Gemeinden und Regionen auch in Zukunft abzusichern.

 

Entstehung des Projektes Landschaftspark Binntal

Das Projekt ist aus der Initiative "BLN-Land Schweiz" des BUWAL mit der allgemeinen Zielsetzung entstanden, Synergien zwischen Tourismus, Landwirtschaft, regionalem Gewerbe einerseits und dem Natur- und Landschaftsschutz andererseits zu erzielen. Im Sinne dieser Zielsetzung wurde das BLN-Objekt Binntal mit drei anderen Gebieten in der Schweiz als Pilotgebiet ausgewählt.

Im Verlaufe des Jahres 2002 wurde für dieses Gebiet - unter Einbezug der Bevölkerung und der Behörden - ein Gesamtprojekt Landschaftspark Binntal erarbeitet und als Beitragsgesuch dem Kanton Wallis, dem Bund (Regio Plus, seco) und dem Fonds Landschaft Schweiz unterbreitet. Das Projekt umfasst das Gemeindegebiet von Binn (Kerngebiet ist das BLN-Binntal) sowie das gesamte Territorium der angrenzenden Gemeinden Ernen und Grengiols. Diese drei Gemeinden sind auch die Träger des Projektes und haben zu diesem Zweck einen eigenen Verein gegründet. Im Projekt enthalten sind Massnahmen in den Bereichen Natur- und Kulturlandschaft, Landwirtschaft, Tourismus und Gewerbe; diese Massnahmen sind sowohl konzeptioneller und organisatorischer (Geschäftsstelle, Marketing, Information und Kommunikation) als auch baulicher Art.

Die einzelnen Module bilden ein Netzwerk mit Schnittstellen zum überregionalen Marketing (insbesondere UNESCO-Gebiet Jungfrau-Aletsch-Bietschorn) und zur nationalen Plattform Natur- und Landschaftsparks. Längerfristige Zielsetzung des Projektes ist, das Label "Naturpark Binntal" nach NHG-Kriterien zu erlangen.

 

Politik

Die Berggebiete und der ländliche Raum der Schweiz müssen derzeit grosse Herausforderungen bewältigen. Eine Strategie für die Bewältigung des Strukturwandels besteht im Labeling. Neben dem bekannten Labeling von Produkten (z.B. AOC oder Bio) gewinnt das Labeling von Regionen zunehmend an Bedeutung.

Von international anerkannten Labeln wie beispielsweise dem „Landschaftspark" oder „regionalen Naturpark" erhoffen sich Regionen wie das Binntal neue wirtschaftliche Impulse. Entscheidend ist dabei, dass in den Parkgebieten von den Einwohnern selber bestimmt wird, mit welchen Inhalten sie das Label verknüpfen wollen.

Im Vordergrund stehen Bemühungen, die regionalen Wirtschaftskreisläufe mit dem Schutz und der Pflege zu verknüpfen. So soll etwa die einheimische Ressource Holz wieder einen höheren Stellenwert erhalten und in der Region verarbeitet und genutzt werden.

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