Will man die Eigenschaften der Parkterritorien beschreiben, so darf man dabei das Kulturgut, welches die bereits durch ihre Natur bemerkenswerte Landschaft bereichert, nicht vergessen. Der Mensch hat diese Gebiete schon in antiken Epochen bewohnt, wie mehrere archäologische Ausgrabungen und Funde aus dem prähistorischen Alter beweisen. Doch der Mensch hat hier auch in den historischen Ansiedelungen an den bewaldeten Hängen gelebt, die Kraft der Gewässer genutzt, um Mühlen zu betreiben; er hat Festungen und Türme gebaut, um sich zu schützen, und in den Kirchen hat er gebetet. Viele dieser Güter hat es in mehr oder weniger gutem Zustand bis zu uns geschafft und dienen als historisches Dokument über die einstigen Orte und die menschliche Kunst von damals.
Schließlich darf man auch die verschiedenen Museen nicht vergessen. Sie vermitteln uns Wissen über die frühere Botanik, die Geschichte des Druckes, über die Eigenschaften der Parkterritorien und auch über ganz alltägliche Dinge.
Die Territorien des Parks stellen ein natürliches Panorama von bemerkenswerter Qualität dar, die aber zugleich eine stark vom Menschen geprägte Komponente nicht ausschließt, die schon in der Antike vorhanden war. Diese Komponente hat in den Bergen und Tälern des Appennino Tosco-Emiliano zu der aktuellen Beschaffenheit der Orte geführt.
Die Landschaft der Parkprovinzen ist nämlich von zahlreichen Dörfern durchzogen; viele davon sind von großem historischem und architektonischem Interesse. Teilweise sind sie fachmännisch renoviert worden und werden heute noch bewohnt bzw. bleiben durch die zunehmenden Erneuerungen vom Verlassenwerden verschont.
Im Mittelalter haben die Territorien des Parks als Schauplatz für viele Kämpfe zwischen den Herrschaftsfamilien gedient. Matilde machte den Familiennamen Canossa berühmt und wurde sogar zur Vizekönigin Italiens gekürt. Die Familie Malaspina hat über die Lunigiana und über die Garfagnana regiert. Sie war reich, mächtig und ehrgeizig. Die Familie Estensi aus Ferrara hatte es geschafft, die Ländereien bis hin zur Toskana zu beherrschen.
Jede Länderei wollte kontrolliert, verwaltet und geschützt sein; es war die Zeit der Schlösser, Festungen, Mauern und Türme.
Die religiöse Architektur ist wahrscheinlich derjenige Teil der historisch interessanten Kulturgüter, der bis heute am besten erhalten geblieben ist. Schon im niederen Mittelalter war sie stark präsent und hat Zeugnisse hinterlassen, die bis auf das Jahr 1000 zurückgehen. Neben den Kirchen geht es auch um Oratorien, Kappellen, Klöster, Votivbilder usw., welche in den Parkterritorien weit verbreitete Elemente sind.
Zum Beispiel sind die antike Abtei von Castelnovo ne' Monti am Fuße der Pietra di Bismantova aus dem 15. Jh. oder die Pieve di Sorano in der Ortschaft Filattiera, welche auf das XI Jh. zurückgeht, allseits bekannt.
Diese allgemeine Kategorie will einen Überblick über diejenigen Kulturgüter geben, die künstlerisch und architektonisch einen gewissen Wert haben, so wie ein antiker Brunnen, ein traditionelles Turmhaus, oder auch die Vielzahl an Statuenmenhiren, die die Lunigiana schmücken. Es handelt sich, was Art und Epoche betrifft, um heterogene Elemente, welche alle gleichsam die Territorien des Parks bereichern.
Die Parkterritorien sind überwiegend bergig und reich an Wasserläufen. Jahrhundertelang waren die Mühlen für die einheimische Wirtschaft sehr wichtig. Das von der Landwirtschaft produzierte Getreide wurden in den von den Wasserläufen angetriebenen Mühlen zu Kastanienmehl oder zu Zweikornmehl verarbeitet, und aus den Oliven wurde Öl gewonnen.
Abgesehen von wenigen Ausnahmen werden diese Mühlen heute nicht mehr verwendet. Zum großen Teil sind sie verlassen und verfallen, doch teilweise wurden sie auch erneuert und in Wohnungen umgewandelt. Auf jeden Fall darf man ihre Bedeutung in der Geschichte dieser Ländereien nicht vergessen.
Ein seit jeher vom Menschen bewohntes Gebiet, das Zeugnisse der eigenen Vergangenheit bewahrt hat; von den Besiedlungen durch die antiken ligurischen Völker des Monte Pisone, bis hin zu den Nekropolen des Campo Pianelli.
Von den Maigesängen, über die traditionelle Verarbeitung von Kork, zur Geschichte der ersten gedruckten Bücher; die Museen der Parkterritorien öffnen den Blick auf die einheimischen Qualitäten, Traditionen und Besonderheiten.
"Die Tore" sind Einladungen zum Lesen, Kennenlernen und Wertschätzen der bedeutungsvollsten Elemente des Nationalparks und dazu, die Schönheiten und Qualitäten der Toskanisch-Emilianischen Apenninen zu entdecken und zu bewundern. Der Nationalpark ist nämlich nicht einfach als begrenztes geographisches System erkennbar. Er besteht aus einem System von Bergrücken, das große Bedeutung hat als Verbindungselement für die in Bezug auf Klima, Geologie, Bodenkunde, Natur, Vegetation, Siedlungen und Kulturlandschaft unterschiedlichen Gebiete und Zonen. Diese Gebiete umfassen herausragende Orte und Werte was Natur, Wissenschaft, Kultur und Wirtschaft betrifft.
Die Tore, von denen jedes durch einen anderen Namen und eine andere Funktion gekennzeichnet ist, sind manchmal bei Aussichtpunkten oder natürlichen, historischen, religiösen oder landschaftlichen Schwerpunkten realisiert. Andere bestehen dagegen aus Lehr- oder Informationsorten oder aus wichtigen Zentren mit Aktivitäten von wirtschaftlicher und sozialer Bedeutung.
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Die große historisch-kulturelle Komponente der Parkterritorien ist in den Namen der Orte verwahrt, die wie Epigraphen verweilen und auf Ereignisse der Vergangenheit hinweisen.
So könnte "Lunigiana" das Land der Luni sein,"Garfagnana" ein heiliger Wald und "Bismantova" ein Ort der Kämpfe aus der Zeit des Titus Liviu, oder aus der noch ferneren Zeit der keltischen, nächtlichen Opfergaben an den Mond.
Die Territorien des Parks sind das Ergebnis von jahrhundertelanger Geschichte auf den wunderschönen, aber auch sehr schwierigen Bergen des tosko-emilianischen Appennins. Die ersten Nomadenbevölkerungen der Prähistorie sowie der Widerstand und jedes andere wichtige historische Geschehnis haben ihre Spuren im Territorium und in der Landschaft hinterlassen und uns unsäglich damit bereichert. Es geht um Spuren aus der Zeit der alten Römer, um Reste der Festungen der Matilde oder um Ruinen der prunkvollen Paläste der mittelalterlichen Herren. Auch geht es um einfache Handelswege und um geheime Partisanenrouten. Und nicht zuletzt geht es um Napoleon und um die Helden der Renaissance.